Auf den Spuren der Veränderung

Seminarkurs hatte eine sehr eindrucksvolle Woche in Berlin

Der Seminarkurs des SGG12 war Ende April mit Annette Gerstenecker und Isabell Metzger für eine Woche in Berlin. Da das Thema des Kurses „Haben wir aus dem Dritten Reich gelernt“ ist, hat der Kurs viele historische Mahnmäler und Museen besichtigt. So stand am Montag der Besuch des „Jüdischen Museums“ auf dem Plan, was schon durch seine außergewöhnliche Architektur auffällt. Der Kurs wurde von einem Historiker mit dem Thema „Aufbruch in die Moderne – Deutsche Juden vor dem Holocaust“ durch die Ausstellung geführt. Es war sehr aufschlussreich, da auch der Chemiker Fritz Haber vorgestellt wurde, der das Haber-Bosch-Verfahren erfunden hatte oder der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld oder ein Unternehmer einer großen Kaufhauskette. Am Montagabend stand ein leckeres gemeinsames Essen bei einem indischen Restaurant an, wo alle pappsatt wurden und das leckere Buffet genießen konnten. Danke noch einmal an Annette Gerstenecker für diesen Tipp!

Am Dienstag besichtigte der Kurs das Historische Deutsche Museum mit einer Führung zum Thema„Was führt zu Krieg, wie macht man Frieden?“, was ebenfalls sehr interessant war. So wurden verschiedene Bilder vorgestellt und aufgeklärt, was sie bedeutet. So sah der Kurs ein Bild vom Frankfurter Frieden 1870/71 oder ein Bild der Germania von 1914 oder ein Nazipropagandabild mit Hitler und Hindenburg und angedeuteter Sonne im Hintergrund.

Interessant war für die Mitglieder des Kurses ebenfalls, dass die U-Bahntüren sich sehr schnell schließen und aus diesem Grund zwei Schülerinnen eine Station später aussteigen mussten und den Weg zum DHM alleine finden mussten – sie sind angekommen. Am Dienstag stand ebenfalls das Holocaust-Mahnmal auf dem Besichtigungsplan, dort führt ein italienischer Student durch die Stelen, was sehr spannend und aufschlussreich war. Das Mahnmal ist sehr imposant, auch die Dauerausstellung hat alle sehr fasziniert und emotional mitgenommen.

Am Mittwoch besuchte der Kurs den Bundestag und bekam einen tollen Eindruck des Plenarsaales. Eine junge Frau erklärte viele Dinge, der Kurs erfuhr, dass der Bundesadler, auch fette Henne genannt, der dort hängt, 2 Tonnen wiegt und nur an 2 Drahtseilen hängt. Dies sei von der Statik her gar nicht erlaubt. Weiterhin erfuhr der Kurs, dass die Sitze im Parlament das sogenannte „Reichstags-Blue“ haben und diese Farbe urheberrechtlich geschützt ist. Auch dass das Klatschen in der Zuschauerloge verboten ist, aber trotzdem schon einmal jemand in den Saal heruntergesprungen ist und dafür eine Geldstrafe bekam.

Der Besuch auf der Glaskuppel war toll , spannend war das anschließende Gespräch mit dem Abgeordneten Dr. Stephan Harbarth. Er beantwortete alle Fragen des Kurses, es war eine tolle Unterhaltung und er war sehr „normal“ und sympathisch, wie die Lernenden im Nachhinein fanden. (Ja, auch Bundestagsabgeordnete sind Menschen) Ein leckeres Essen in der Kantine des Bundestages schloss diesen Besuch ab.

Am Donnerstag genossen alle am Vormittag die Freizeit, einige schauten sich die Eastside Gallery an oder fuhren mit dem Bus Nummer 100, der nämlich an allen Sehenswürdigkeiten vorbei fährt, oder gingen in die „Körperwelten“ oder gingen Shoppen. Am Nachmittag folgte eine interessante Führung durch das MfS – das Ministerium für Staatsicherheit. Alle waren gefesselt von dem damaligen Führungsstil der DDR und den Büros und Privatzimmern von Erich Mielke, außerdem konnten wir die Agententätigkeiten der Stasimitarbeiter und der IM betrachten und sahen zum Beispiel eine Gießkanne, womit heimlich fotografiert und bespitzelt wurde oder eine in einer Krawatte versteckten Kamera.

Freitag folgte eine sehr emotionale Besichtigung, der Kurs fuhr nach Hohenschönhausen, dem Stasigefängnis. Ein Zeitzeuge führte uns durch die Räume und erzählte seine persönliche Geschichte, dass er mit 17 Jahren schon in Hohenschönhausen gefangen war, ihm alle Knochen gebrochen wurden, da er Freunden über die Grenze geholfen hatte. Seine Geschichte war sehr emotional, seine Tochter wurde ihm weggenommen und ins Heim gesteckt, seine Frau wurde erpresst, er wurde ein zweites Mal inhaftiert, der ganze Kurs hatte mit den Tränen zu kämpfen. Es war eine der einprägsamsten Besichtigungen. Viele kauften das Buch des Zeitzeugen und ließen es sich signieren.

Die Rückfahrt erfolgte wie die Hinfahrt mit dem gemütlichen Fernbus, die Nachtfahrt war komfortabel, in Hannover musste umgestiegen werden, alle kennen nun den dortigen Burger King 🙂 Als alle am Samstagmorgen in Heidelberg ankamen, waren alle glücklich und müde und hatten eine tolle Woche in Berlin gehabt! Es hat Spaß gemacht und bleibt allen in Erinnerung! me