Pflege-Azubis besichtigen innovatives „Tiny Care Home“

Im Rahmen der Pflegeausbildung setzen sich die Auszubildenden auch mit verschiedenen Wohnformen für alte und zu pflegende Menschen auseinander. Da passte es gut, dass in der ersten Oktoberhälfte das „Tiny Care Home“, ein barrierefreies und pflegegerechtes Minihaus, auf dem Vorplatz der Dr. Sieber-Halle Station macht. Die Klassen 3BFP2 und 3BFP3 besichtigten das Tiny House im Rahmen des Unterrichts.

Das mobile Minihaus wurde in einem Forschungsprojekt vom Steinbeis-Transferzentrum Soziale und Technische Innovation Tübingen und dem Bosch Digital Innovation Hub der Robert-Bosch-Stiftung Stuttgart entwickelt. Gebaut wurde das Häuschen von „Schwarzwald Tiny“ in Bad Wildbad. Das Projekt zeigt, wie Pflege, Digitalisierung und selbstbestimmtes Leben zusammenpassen könnten. Der Prototyp des Tiny Care Homes wurde auf Initiative der Sinsheimer Seniorenbeauftragten Eva-Maria Auwärter jetzt in Sinsheim erstmals aufgebaut und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Eine Studentin des Masterstudiengangs Digital Healthcare Management stellte den Pflege-Azubis das Projekt vor, beantwortete Fragen und freute sich über Rückmeldung und Anregungen, die in die weitere Forschung einfließen werden.

Sieht so das barrierefreie Wohnen der Zukunft aus? Die angehenden Pflegeexpertinnen und -experten sehen es differenziert:

Das Tiny Care Home beinhaltet auf 17 m2 fast alles, was man zum Leben und für die Pflege braucht: ein Pflegebett, einen Wohn- Essbereich, eine Küchenzeile mit für Rollstühle unterfahrbarer Arbeitsplatte incl. Spülmaschine, ein gar nicht so kleines Bad mit Waschmaschine, rollstuhlgerechtem Waschbecken und barrierefreier Dusche mit zwei Armaturen – die Pflegeperson kann das Wasser neben der Dusche andrehen, ohne nass zu werden. Das Häuschen ist mit Smarthome-Technologie ausgestattet, incl. Sprachsensoren zur Umsetzung von Befehlen oder Bewegungssensoren, die bei einem möglichen Sturz Alarm auslösen. Ein paar Verbesserungsvorschläge konnten die Pflege-Azubis gleich anbringen: Ein kippbarer Spiegel über dem Waschbecken für Personen, die im Rollstuhl sitzen, mehr Farbe und individuelle Ausgestaltung oder ein Sessel, um mehr Wohnlichkeit zu schaffen. Auch die Frage nach einem möglichen Standort wurde von den Azubis kritisch reflektiert: Die Idee, ein solches Tiny House für ein zu pflegendes (Groß-)Elternteil in den Garten eines Hauses zu bauen, wurde hinterfragt, denn: Wer einen so großen Garten hat, hat vielleicht auch ein großes Haus, in dem man einzelne Räume barrierefrei umbauen könnte. Auch stellten sich die Azubis die Frage, ob das Tiny House im Garten nicht eher zur Separation seiner Bewohner führen könnte. Die Idee, eine Art Tiny House-Dorf zu errichten, fand eher Anklang, zum Beispiel als eine betreute Wohnform oder als Erweiterung einer Pflegeeinrichtung – vorausgesetzt, es gibt zu den Gebäuden auch ein durchdachtes Pflege- und Betreuungskonzept.

Bei aller konstruktiven Kritik der Pflege-Azubis war der Eindruck vom Tiny Care Home insgesamt positiv. Diese Wohnform könnte ein Modell für flexibles barrierefreies Wohnen werden und auch als Nischenprodukt für mehr Wahlmöglichkeiten sorgen.