Eine Studienfahrt, die bewegt

Geschichte sehen, fühlen und erleben…

Am Sonntag, dem 14. September 2014, begann unsere große Reise in die Vergangenheit. Die einen starteten etwas früher, die anderen später um letztendlich alle gemeinsam von Heidelberg in Richtung Berlin zu fahren. Unterwegs hatten wir so manche Hürden zu überwinden, sei es der Gepäcktransport, die Getränkeversorgung oder das Umsteigen in die weiterführenden Züge. Wichtig ist, dass am Ende des Tages alle Klassenmitglieder wohlbehalten in Ravensbrück, einem Ortsteil von Fürstenberg im Norden Brandenburgs, ankamen.

Schon auf dem Weg zur Jugendherberge, die auf sich auf dem Gelände des ehemals größten deutschen Frauenkonzentrationslagers befindet, spürten einige von uns, welche Emotionen Geschichte in uns auslösen kann. Trotz der teils beklemmenden Gefühle, die durch das Wissen der historischen Bedeutung dieses Ortes hervorgerufen wurden, bezogen alle ihre Zimmer in den ehemaligen Aufseherinnen-Häusern.

Die folgenden drei Tage waren geprägt von wechselseitigen Erfahrungen und Erlebnissen. Vormittags hatten wir immer die Möglichkeit die Gedenkstätte zu erkunden, sowohl auf eigene Faust als auch durch die Unterstützung der beiden Pädagogen Anja Pinnau und Thomas Kunz, die unsere Gruppe betreuten. Die Gedenkstättenpädagogik erfolgte durch einen Fotospaziergang, sowie Projektarbeiten zu verschiedenen Aspekten des KZs (z.B. Jugendschutzlager Uckermark, Häftlingsalltag, Aufseherinnen etc.) und anschließenden Präsentations- und Diskussionsrunden.

Abgerundet wurden diese Tage durch die erlebnispädagogischen Aktivitäten, die von unserem Klassenlehrer Michael Heitz organisiert wurden. Sinn und Zweck unserer erlebten Kanu- und Radtour war es u.a. auch, die vielen Eindrücke zu verarbeiten und die Teamfähigkeit in unserer zu stärken. Dadurch lernten wir auch die Naturschönheiten der Mecklenburgischen Seenplatte kennen. Wir hatten durchweg sehr schönes Spätsommmerwetter, so dass wir die Abende am Lagerfeuer ausklingen lassen konnten.

Schnell mussten wir feststellen, dass uns diese drei Tage in Ravensbrück nicht annähernd reichen würden um die Geschichte dieses Ortes zu erkennen, zu begreifen und weiter zu thematisieren. Nichts desto trotz ging unsere Reise am Mittwoch, den 17. September 2014 weiter in Richtung Deutsche Hauptstadt.

Dort angekommen bezogen wir zunächst unsere Zimmer im OSTEL im Ostberliner Bezirk Friedrichshain, das den Charme der DDR in jedem Zimmer widerspiegelte. Nach dem Check-in besprachen wir die Abläufe der kommenden Tage. Anschließend erkundigten wir in Gruppen die Stadt. Die ersten Erkundungstouren waren geprägt von Sightseeing, Shoppingtouren und der Verköstigung kulinarischer Leckerbissen. Manche nahmen gar das über einstündige Warten für einen Döner beim legendären „Mustafa‘s Gemüsekebap“ am Mehringdamm auf sich. Abends trafen wir uns geschlossen in der Kultbar „Gagarin“ am Prenzlauer Berg und ließen bei „sowjetisch-kosmonautischem Ambiente“ die vergangenenStunden gemeinsam Revue passieren.

Nach einer relativ kurzen Nacht stand am Donnerstag die Besichtigung des Bundestages auf dem Programm. Alle kamen wohlbehalten durch die strengen Sicherheitskontrollen und waren fasziniert von der eindrucksvollen Architektur des Gebäudes. Wir erlebten auf der Besuchertribüne eine überaus interessante Einführung in die Geschichte des Bundestages und dessen Bedeutung. „Hammelsprung“ und „fette Henne“ sind seit dem feste Bestandteile unseres Wissens.

Im Anschluss wurden wir vom Besucherdienst des Deutschen Bundestages zum Mittagessen eingeladen und konnten dieses mit einem atemberaubenden Blick auf die Spree so richtig genießen. Frisch gestärkt starteten wir am Nachmittag in eine spannende Diskussion mit Sylvia Kotting-Uhl, die uns in ihrer Funktion als Baden- Württembergische Bundestagsabgeordnete (Bündnis90/Die Grünen), den Besuch im Deutschen Bundestag überhaupt erst ermöglichte. Wir diskutierten über vielseitige Themen, wie z.B. die Bildungs-, Außen- und Umweltpolitik. Angeregt tauschten wir unsere Meinungen und Ansichten untereinander aus und gewannen dadurch neue Einblicke und Einsichten.

Am letzten Tag unserer Studienfahrt folgten wir der Einladung in die „ARCHE“, in Berlin- Hellersdorf. Begeistert von dem Konzept, das die Arche bundesweit verfolgt, erkundeten wir die vorhandenen Räumlichkeiten unter Führung und Begleitung ihres pädagogischen Standortleiters. Aus der ursprünglich geplanten 1,5-stündigen Besichtigung wurden schließlich fast drei Stunden. Von der Arbeit inspiriert, eröffneten sich für einige von uns neue berufliche Alternativen. Am späten Nachmittag verließen wir Berlin mit dem Sprinter und kamen ohne weitere Komplikationen kurz vor Mitternacht wohlbehalten im Kraichgau an. Nina Dosch und Anja Wolf-Ostmann

Bilder: Jan Welz