Der Blick ins Innere

Exkursion der Schulsanitäter des Berufschulzentrums zum Anatomischen Institut in Heidelberg

Wir, die Schulsanitäter des Sinsheimer Berufsschulzentrums, sowie Schüler aus verschiedenen Klassen der Max-Weber-Schule besuchten mit 20 Schülern und fünf Lehrkräften das Anatomische Institut in Heidelberg. Dort wurden wir von Dr. Michael Preusch, einem ehemaligen Schüler der Max-Weber-Schule, empfangen.

Zusammen gingen wir in einen der Präparationssäle und wurden dort von Dr. Janaczak über einige sehr interessante Dinge aufgeklärt. So konnte man zum Beispiel erfahren, dass die Leichen, die die Medizinstudenten innerhalb ihres Anatomiekurses untersuchen, die ersten Tage auf dem Bauch liegen. Erst später, wenn er sich auf diese emotional aufwühlende Arbeit eingestellt hat, wendet sich ein Student der Front des Körpers zu.

Danach ging es ins Prosektorium, einen Raum, in dem die Leichen vorbereitet werden. Hier erfuhren wir, dass die Körper nur von Personen stammen, die mit etwa 50 Jahren ihr Einverständnis für die Übergabe ihres Körpers nach dem Tod gegeben haben. Diese Spender sind alle eines natürlichen Todes gestorben.

Dr. Janaczak betonte die unbedingte Hochachtung und den Respekt, den Ärzte und Studenten diesen Menschen entgegen bringen, da sie den zukünftigen Ärzten ermöglichen, ihr Wissen für die lebenden und kranken Menschen zu vervollständigen. Daher ist der Leitsatz der Anatomie folgender: „In diesem Haus freut sich der Tod, dem Leben zu dienen.“

Dieses Haus benötigt im Jahr 50 bis 60 Leichen für die Forschung und für die Kurse der Studenten. Zurzeit unterschreiben jährlich circa 2.000 Menschen eine Verfügung. Zu erwähnen ist auch, dass in der Anatomie keine Obduktionen vorgenommen werden. Dies geschieht in der Gerichtsmedizin.

Einmal im Jahr findet eine Trauerfeier für die Toten, zusammen mit Angehörigen, Ärzten und Medizinstudenten, statt. Diese Trauerfeier geschieht als Gottesdienst mit Verlesung der Namen und anschließender Urnenbestattung auf dem Friedhof. Die Urnen sind beschriftet mit Namen, Geburts- und Todesdatum.

Nach diesen Ausführungen im Prosektorium ging die Gruppe zurück in den Präparationssaal. Ausgestattet mit Plastikschürze und Einmalhandschuhen konnten alle, wie die Studenten, das Innere eines Menschen ansehen, ja sogar in die Hand nehmen. So konnten sie im wahrsten Sinn des Wortes „begreifen“, wie und wo die Organe liegen, wie schwer sie sind, wie Farbe und Beschaffenheit sind. Auch konnte Dr. Preusch viel zu möglichen Krankheiten und deren Vorbeugung anhand der freiliegenden Organe erklären.

Nach einer anfänglichen Scheu überwog bei allen das Interesse und das Bewusstsein dieser einmaligen Chance und jeder suchte sich einen günstigen Platz, um auch alles mitzubekommen. Jeder konnte seine Fragen stellen und erhielt die Antwort. Und alles geschah in einem sehr pietätvollen Rahmen. Selbst das Fotografieren wurde abseits der toten Körper vorgenommen.

Aber ein fotografisches Dokument wollten wir schon haben, sonst glaubt uns vielleicht niemand, dass wir tatsächlich da waren! Es war eine wahrhaft außergewöhnliche Erfahrung! ze