Das hässliche Entlein – ein Häusermärchen

Einweihungsfeier des Erweiterungsbaus der ASS

Es war einmal, vor langer, langer Zeit, eine Schule im Kraichgau. Diese Schule, genannt Albert-Schweitzer-Schule, litt große Not, denn sie hatte zwar viele Klassen und ein großes Kollegium, aber nur sehr wenige Räume. Deshalb wandte sich die Schulleitung – über Generationen hinweg – an den Schutzherrn der Schule, auf dass er doch diesem Notstand abhelfen möge. Viele Jahre gingen ins Land und dem der Schule sehr wohl gesonnen Schutzherrn Bernhard Haffner vom Rhein-Neckar-Kreise deuchte es bei jedem Besuche im schönen Kraichgau, als grüßte ihn ein Murmeltier: „Oh weh!“ hob das Klagen an. Und „Wir brauchen Räume!“ schallte es ihm sodann entgegen.

Doch dann, nach einem erstaunlich milden Winter – der den Schutzherrn vielleicht gut bei den Heizkosten sparen ließ – ereichte eine frohe Kunde aus Heidelberg, dem Sitz des Schutzherrn, die Schule: „Liebe Schule, die du da bist im schönen Kraichgau, dir wird geholfen werden.“ Unbeschreiblich war der Jubel! Endlich würden keine Klassenarbeiten mehr an Bügelbrettern geschrieben und Speiseräume als Klassenzimmer missbraucht werden müssen, frohlockte Elvira Hilpert-Schäfer, die Vertreterin aller tapferen Lehrkräfte an der Schule, die sich über Jahre gefühlt hatten wie ein gewisser spanischer Ritter in seinem Kampf gegen vielarmige Riesen.

Doch plötzlich mischte sich (Sch)Wermut in den Kelch mit dem Feiertrunk: Die neuen Räume sollten in „Containern“ geschaffen werden. Dabei weiß doch ein jedes Kind, dass man in Containern Dinge transportieren, aber doch nicht Menschen unterrichten kann. Bernhard Haffner versuchte die Wogen zu glätten und versprach, dass sich niemand sorgen müsse. »

» Mit der Aussage „Der Rhein-Neckar-Kreis weiß genau um die besondere Situation im beruflichen Schulwesen hier in der Region und wir stellen uns dieser Verantwortung“ bewies er ein reines Herz.

Doch das Misstrauen blieb: Container, ein hässliches Entlein. Zu klein und, nun ja, zu hässlich um das Leid der Schule wirklich zu beenden, dachten alle. Aber dann begann der Bau: Modul für Modul wurde aneinander gefügt. Die tapferen Handwerker des ALHO-Clans unter der Führung des baumlangen Dennis Hoogstraten mussten sich einem gar furchtbaren Zeitmonster stellen. Und tatsächlich sah es so aus, als könnte das Monster nicht besiegt werden. Doch mit Hilfe der Pläne der listigen Architektin Barbara Bohnert aus dem Clan von Rossmann + Partner wurde es mit nur einer Woche Verspätung geschafft: Das Zeitmonster war besiegt!

Nach nur acht Monaten schlüpfte das Entlein – und verwandelte sich in einen Schwan.

Hier verlassen wir nun die Märchenwelt und freuen uns über die Wirklichkeit: Mit 36 Modulen wurden über 900 Quadratmeter Fläche geschaffen. Und diese Fläche wurde gut genutzt: „Wir haben nun 10 zusätzliche Klassenzimmer, ein Lehrerzimmer mit Arbeitsbereich, ein Abteilungsleitungszimmer und einen dringend benötigten Schülerarbeitsraum“, strahlte Dr. Helga Waller-Baus, die Schulleiterin der tapferen Schule im Kraichgau.

Doch was sagen schon nackte Zahlen, wenn man vor einem Schwan steht? Helle Räume mit neuen Möbeln, eine freundliche und ruhige Farbgestaltung, die auch Raum für eigene Weiterentwicklung lässt, all das wurde so nicht erwartet. Bald sind auch die letzten Arbeiten abgeschlossen und das neue Gebäude endlich auch was die IT betrifft fertig. Und spätestens dann weiß alle Welt, dass aus einem hässlichen Entlein ein wunderschöner Schwan und aus einem schmuddeligen Container ein strahlender Pavillon werden kann.

Aus Freude über diese wundersame Wandlung lud die Schule deshalb alle zu einem großen Fest ein. Doch das Fest war nicht nur Ausdruck der Freude über das glückliche Ende einer Geschichte, die manche schon der Feder eines Michael E. entsprungen sahen. Sie war auch Ausdruck des Dankes an alle, die dieses glückliche Ende möglich gemacht hatten – ganz besonders auch an die Kolleginnen und Kollegen, die innerhalb kürzester Zeit den Umzug von zwei kompletten Abteilungen in die neuen Räume bewerkstelligt hatten. So trafen sich dann alle in den neuen Räumen, um ein Fest zu feiern, das der letzten Seite eines Asterix-Bandes würdig gewesen wäre. Es gab nur zwei Unterschiede: Das köstliche „Fingerfood“ folgte nicht der Obelix’schen Tradition sondern wurde ganz up to date in wunderbarer Eleganz dargeboten. Und der Barde der Schule, Edgar Tüser, wurde nicht gefesselt und geknebelt sondern beklatscht und fröhlich mit Gesang begleitet. Denn an der Albert-Schweitzer-Schule haben alle die Worte von Schuldekan Gunnar Kuderer schon lange verinnerlicht: „Nicht das Gebäude zählt, sondern die Menschen, die es mit Freude und Leben füllen.“ hrb