Engagiert für die Zukunft

Altenpflegeabteilung der Albert-Schweitzer-Schule feiert 20-jähriges Bestehen

„Wir brauchen Sie!“ Dieser Satz fiel mehr als einmal bei der bewegenden Jubiläumsfeier der Altenpflegeabteilung der Albert-Schweitzer-Schule (ASS) in Sinsheim. Angesichts der gerade erst veröffentlichten Zahlen einer alternden Gesellschaft sagt dieser einfache Satz viel: Er spricht von Notwendigkeit und Wertschätzung, von einem sicheren Job und dem Druck der Zukunft. Aber er spricht auch – und das war bei allen Rednern deutlich zu spüren – von einem ganz persönlichen Lob an die Lehrkräfte und Absolventen der ASS.

Das hat sicher auch etwas mit dem Namenspatron der Schule zu tun. Denn Albert Schweitzers Ethik der unbedingten Ehrfurcht vor dem Leben durchdringt nicht nur die Ausbildung an der ASS: „Wir werden zunehmend mit den Grenzsituationen des Lebens konfrontiert,“ beschrieb Prof. Dr. Andreas Kruse in seiner ebenso fesselnden wie aufrüttelnden Festrede die Zukunft.

Der Leiter des Gerontologischen Institutes Heidelberg betonte, dass allein zu fragen, was man aus einer fachlichen Perspektive tun könne, um Unterstützung zu bieten, in solchen Grenzsituationen bei weitem nicht ausreichend sei. Erst eine gleichberechtigte Berücksichtigung einer ethischen Perspektive ermögliche es, den Menschen in seiner Gänze zu sehen.

„Leben will sich immer ausdrücken, mitteilen, manifestieren. Das Geheimnis der Pflege ist es, all die unterschiedlichen Facetten zu erspüren und den Menschen dabei zu unterstützen sie zu entwickeln – besonders dann, wenn sich der Mensch nicht mehr artikulieren kann,“ betonte Kruse. In einer Gesellschaft, die Menschsein jedoch vor allem über kognitive Fähigkeiten und Kontrolle über das eigene Leben definiert, sei dieses Gespür für emotionale oder sozialkommunikative Aspekte des Menschseins und ihre Förderung eine Kardinaltugend der Pflege und gleichermaßen ihre größte Herausforderung.

Vor einer gleichsam fast übermenschlichen Aufgabe stand vor 20 Jahren auch die damalige Schulleiterin Hildegard Verron-Beetz. Sichtlich gerührt erinnerte sie sich in ihrem Grußwort an den langwierigen Kampf um die Altenpflegeausbildung nach Sinsheim zu holen. „Unglaubliches Engagement“ beschreibt am Besten den Einsatz, den sie,und die erste Pflegelehrerin Krimhild Langer aufboten, um gemeinsam mit den damals sechs aufgeschlossenen Partnerbetrieben die Berufsfachschule für Altenpflege an der ASS zu etablieren.

Oberbürgermeister Rolf Geinert dankte nun, nach 20 erfolgreichen Jahren, … (Fortsetzung innen)

mit einigem Stolz den engagierten Lehrkräften und Ausbildungseinrichtungen. „Erfolgreich, die Zukunft sichernd und größten Respekt verdienend“ – all dies zog sich wie ein roter Faden durch sein Grußwort. Auch Gerhard Langer, der geschäftsführende Schulleiter der Sinsheimer Schulen, schloss sich hier gern an. „Die enge Verzahnung zwischen allgemeinbildenden und beruflichen Schulen ins Sinsheim und die Einrichtung der Altenpflege an der ASS hat völlig neue Ausbildungswege ermöglicht“, betonte Langer. Und die demographische Entwicklung zeige, wie wichtig und richtig dieser Schritt gewesen sei.

Wie schwer die Schritte anfangs jedoch fielen, weil der Weg steinig und steil war, daran erinnerte der jetzige Schulleiter Rolf Zimmermann: Fächer, die zu Handlungsfeldern wurden, Prüfungsordnungen mit Änderungsgarantie, die Suche nach Ausbildungseinrichtungen und nicht zuletzt die unbefriedigende Raumsituation – so manche Pflegepuppe kann ein Lied davon singen, was alles geschah, wenn einmal andere Klassen im Pflegezimmer Unterricht hatten. All das war an diesem Abend jedoch vergessen. „Wir haben jetzt die Hochebene erreicht. Der Weg ist frei und eben, die Luft klar.“ freute sich Zimmermann.

Pure Freude und Genuss waren die musikalischen Programmpunkte der Feier. Die Jugend musiziert-Preisträger Lucas Buttendorf (Marimbaphon) und Kolja Beyer (Vibraphon) begeisterten die Gäste mit ihrer energiegeladenen und fröhlichen Musik.

Auf fast unheimliche Weise spiegelten ihre Stücke Stimmung und Inhalt der Redebeiträge wieder und hinterließen eine solch optimistische Aufbruchstimmung, dass man glauben wollte, die letzten 20 Jahre seien ein Klacks gewesen und die nächsten 20 Jahre eigentlich schon fast geschafft. Und wenn der Beitrag von Erika Pedde-Schied, die mit ihrer Drehorgel und launigen Worten den „Besuch aus dem Schwabenland“ gab, als Beispiel für die Freude dienen kann, mit der das Kollegium bei der Arbeit ist, kann man sich auf die Zukunft wirklich freuen.

Zimmermans Dank ging daher, wie auch der von Abteilungsleiterin Helga Buhmann, an die „Pfadfinderinnen“ der ersten Stunde, die Lehrkräfte und Partnerbetriebe und nicht zuletzt die Schüler und Absolventen. Über 1000 haben bereits an der ASS verinnerlicht, was ein großes Banner auch für die Zukunft verspricht: „Menschlich und kompetent: Damit der Mensch im Mittelpunkt steht.“ hrb

Mit viel Schwung dabei

besuch aus dem schwabenlandNicht nur die Drehorgel brachte Erika Pedde-Schiedt (unterwegs unterstützt von Martin Schneider) mächtig in Schwung bei der Jubiläumsfeier der Altenpflege-Abteilung. Auch mit Worten geizte unsere quirlige Kollegin nicht: Zuerst verwirrte sie uns mit dem, was sie meinen, sagen und tun würde, wenn sie meinen, sagen und tun könnte, wenn… – oder so ähnlich.

Und dann überzeugte sie uns auch noch davon, dass eine Redebeschränkung auf einen Satz bestenfalls Novizen der geheimnisvollen Kunst der Rhetorik beeindrucken kann: 171 Wörter kann man nämlich auch ganz bequem nur durch Kommata und ganz ohne Punkte sinnvoll gliedern.

Zu guter Letzt haben wir Erika Pedde-Schiedts Engagement jedoch nicht nur einen musikalischen und einen literarischen Genuss zu verdanken, sondern auch noch einen optischen. Ihr gelang es nämlich die Bilder des eindrucksvollen Zykluses „Lebensspuren – Spuren zum Leben“ von Kerstin Rehbein als Leihgabe für die Jubiläumsfeier zu erhalten.

Die Bilder schufen nicht nur einen wundervollen Hintergrund für das Programm sondern boten nach dem Ende des offiziellen Teils mannigfaltige Gelegenheit, tief in die Kunst und das Leben einzutauchen. Jedes der Bilder wird übrigens von kurzen Satz begleitet. Das Bild, das sich auch auf Einladung und Banner befindet beschreibt die Künstlerin wie folgt: „Der Mensch braucht Gemeinschaft, er behauptet seine Identität in Kommunikation und Auseinandersetzung.“ hrb