Puccini zu Gast bei Schweitzers

Die rhythmisch-musikalische Erziehung in der Erzieherausbildung führt das Heidleberger Theater und die Albert-Schweitzer-Schule zusammen. Was folgt ist eine hochspannende Reise in die wundervolle Welt der Oper.

Auch im Rahmen der neukonzipierten Erzieherausbildung in Handlungsfeldern nimmt der Lernbereich rhythmisch-musikalische Ausbildung der angehenden Erzieherinnen und Erzieher eine besondere Rolle ein: Durch eigenes Handeln erleben sich die Schüler als wahrnehmende, empfindende, sich ausdrückende und gestaltende Person. Hierbei geht es auch immer darum, die eigene Wahrnehmung zu differenzieren. Aufbauend auf diesen Erfahrungen lernen die Schüler Anregungen zur Förderung der Wahrnehmung und Ausdrucksfähigkeit kennen und dies auch in der praktischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen umzusetzen.

Eines von vielen Themenschwerpunkten der Oberstufe ist in diesem Jahr das Thema „Musikhören“. Hören von Musik fordert auf zu Interaktion und Kommunikation, erzeugt Emotionen, bietet Sprechanlässe und erweitert so auch die sprachliche Ausdrucksfähigkeit. Im Rhythmikunterricht erfahren die Schüler, wie Höraufgaben in Handlung umgesetzt werden können, um Kindern bereits im Vorschulalter einen ganzheitlichen Zugang zur klassischen Musik zu ermöglichen. Die angehenden Erzieher erfahren hierdurch, wie frühkindliche Entwicklungsprozesse in diesem Bereich angeregt werden können und auch ein Interesse an Kultur schon früh geweckt werden kann.

Durch eine Kooperation mit dem Heidelberger Theater sollte das Bewusstsein für die Bedeutung musikalischer Hörerziehung noch mehr geschärft werden. Ein ganz besonderes Erlebnis vermittelte hierbei der Operndirektor Bernd Feuchtner und Theaterpädagogen des Städtischen Theaters aus Heidelberg den Schülern der Fachschule für Sozialpädagogik an der Albert-Schweitzer-Schule in Sinsheim.

Die angehenden Erzieher erfuhren in einem einführenden Vortrag von Feuchtner eindrücklich Entstehungsgeschichte und Hintergründe von Giacomo Puccinis Oper La Boheme. Es gelang ihm auch überzeugend aufzuzeigen, dass der Inhalt einer Oper, Entwicklung einer dramatischen Liebesgeschichte und Spannung durch extreme Gegensätze, auch heute noch für junge Zuschauer interessant und aktuell sein kann. Eingespielte Musikbeispiele veranschaulichten Feuchtners Einführung und brachte so den jungen Zuhörern nicht nur Mimis tragische Liebesgeschichte sondern auch Puccinis Musik näher.

Anschließend erarbeiteten die Theaterpädagogen Verena Müller und Matthias Rippert mit Schülergruppen im szenischen Spiel wesentliche Aspekte der Oper La Boheme und des szenischen Spiels mit Musik. Hast – Hektik – Unruhe – laute Töne – leise Töne – Stille – Ruhe, die Teilnehmer spielen den Ausdruck von Gefühlen in der Bewegung im Einklang zu Musik und Text oder im Kontrast hierzu.

Ausgewählte Textpassagen ließen die Schüler hautnah erleben, wie schwierig es ist, Emotionen auch glaubwürdig darzustellen. Eine Szene, Mimis und Rudolfos Treffen auf dem Weihnachtsmarkt wurde unter Anleitung von Müller und Rippert erarbeitet, erspielt und erfühlt. Zahlreiche Atem-, Sprech- und Bewegungsübungen vermittelten den angehenden Erziehern unter der kompetenten Anleitung der Theaterprofis auch, sich in Szenen und Rollen einzufühlen und Gegensätze zu spielen. Durch diese besondere Art der Interpretation gewannen die Teilnehmer einen Zugang zu La Boheme und erlebten in einer besonders kreativen Form, welche Bedeutung eine Oper des 19. Jahrhunderts für junge Zuschauer auch heute noch haben kann. kno