Mit Zwischengas zum Sieg gerannt

Turbochühnerknubel gewinnt 5. FSP-Fußball-Turnier

Wenn sich da der weise alte Mann der Formel 1, äh des FSP-Fußballs, nicht ein Ei ins Nest gelegt hat: Gerade noch rechtzeitig vor dem Zwischengas-Verbot erhielt der Turbochühnerknubel (TCK) die Starterlaubnis für die 5. Auflage des legendären FSP-Pokalturniers. Und die Überraschungsmannschaft der Saison 2010/11 starte voll durch und spielte die Lehrermannschaft um Organisator und Technik-Ass Hartmut Westermann mit 2:0 im Finale glatt an die Wand.

Dabei fing für die Lehrer in schicken neuen blauen Trikots alles so gut an: Mit einem 6:0 Schützenfest eröffneten sie das Turnier und begeisterten mit herrlichen, schon fast spanisch anmutenden,  Kombinationen im Mittelfeld und eiskalten Vollstreckerqualitäten vor dem Tor. Doch schon im zweiten Spiel des Turniers zeigten die TCK-Aktiven ihre Dauerläuferstärken. Mit Felix Rambow – der trotz wallender blonder Locken schnell als Mann enttarnt war, so dass seine Mannschaft eine „echte“ zweite Spielerin auf Feld schicken musste – und Simone Ohr im Tor (hihi, es reimt sich) hatten sich gleich zwei MVP-Kandidaten in einer Mannschaft zusammengefunden. 4:0 fiel ihr Sieg aus und damit standen die Finalisten eigentlich schon fast fest.

Aber eben nur fast: Die Turnbeutelvergesser wollten noch ein gewichtiges Wort mitreden und waren nach dem Skandal um das angeblich übersehene Tor im Vorjahr besonders motiviert. Aber die Mannschaft um Stürmerstar Jan „Torres“ Powalla hielt dem Druck, der in der Öffentlichkeit im Vorfeld des Turniers aufgebaut worden war, nicht stand. Als Gruppenzweiter qualifizierten sie sich nur mit viel Glück für das Halbfinale doch dort war dann auch Endstation. Gegen die Lehrermannschaft gab es nie den Hauch einer Chance.

Das lag auch an der Entdeckung des Turniers, Simone Bühler. Das überragende Nachwuchstalent stieß nach langwierigen Vertragsverhandlungen – die Unterzeichnung fand sogar erst nach dem Turnier statt! – spät zur Mannschaft. Doch Simone Bühler wollte unbedingt spielen und ging dafür sogar das Risiko ein, mit geliehenen Schuhen aufzulaufen. Und was für einen Lauf sie hatte! Zwar gelang ihr noch kein Tor, doch sie machte im offensiven Mittelfeld extrem viel Druck nach vorn und war auch im Strafraum sogar mit Kopfbällen brandgefährlich.

Das zweite Halbfinale entschied der TCK erst im Siebenmeterschießen für sich. Und auch dieses Jahr roch es wieder nach Tor-Skandal! Nachdem der in die Kritik geratene Unparteiische des letzten Jahres vom DFB weggelobt worden war, gelang es, zwei Profischiedsrichter für das diesjährige Turnier zu gewinnen. Doch ausgerechnet im packendsten Spiel des Turniers verloren Dominic Siegmann und Sebastian Söll (SG11) den Überblick. Am Ende wurde nur durch das Machtwort des weisen alten Mannes und Herrschers über die Turnierprotokollrolle Hartmut Westermann eine sich anbahnende Volksabstimmung über das Ergebnis abgewendet.

Im Finale bewahrheitete sich dann wieder einmal eine alte Football-Weisheit: „Offense scores the points, defense wins the games“. Und die Verteidigung des TCK war unüberwindbar. Vor allem Simone Ohr ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Sie gehört zu der neuen Generation der Torhüter, die nicht auf der Linie verharrt, sondern mitspielt – und die sich auch nicht scheut, solch abgezockte Stürmerstars wie Ronja Baumgärtner, Stefan Sell oder Helmut Zelenka direkt anzugreifen.

So kam es, wie es kommen musste: Felix Rambow zeigte eindrucksvoll, welch feinmotorische Brillanz ein Handballer sogar in den Füßen entwickeln kann und führte seine Mannschaft mit Melina Backes, Charlotte Dexheimer, Alessa Kasprzik, Pascal Sarközi und Torfrau Simone Ohr zu einem glanzvollen Sieg. Zu schaaaaade, dass diese großartige Mannschaft im nächsten Jahr nicht mehr dabei sein wird. Nun gut, möglicherweise gewinnt bei der 6. Auflage eine andere Schülermannschaft und dann steht es zwischen Schülern und Lehrern 3:3 – aber wer mag schon Unentschieden?

Da ist es doch schön, dass bei allem Kampfgeist und rhetorischem Säbelrasseln vor und während des Turniers zwei Sieger immer feststehen: Zum einen die Gewissheit das Fußball kein Männersport sondern ein Teamsport ist. Und zum anderen das gute Gefühl, dass die Albert-Schweitzer-Schule eine Schule ist, an der sich „Zusammengehörigkeitsgefühl“ nicht auf den Sitznachbarn beschränkt und „Spaß“ ein ebenso wichtiger Lerninhalt ist, wie das, was so in den Büchern steht. hrb