„Nur Fußball muss man selber machen.“

Kinderbuchexpertin sorgt für atemlose Spannung im Jugendhaus

Geschichten von Kuschelbären, wütenden Zauberern, schwarzen Schafen und anderen faszinierenden Gestalten erzählte und las die Heidelberger Kinderbuchexpertin Gabriele Hoffmann im Sinsheimer Jugendhaus. Das Publikum bestand aus atemlos staunenden Kindern der Phantasiereise-Gruppe und ebenfalls gespannt zuhörenden angehenden Erzieherinnen der Albert-Schweitzer-Schule. Zusammen gebracht hatten diese besondere Runde die Lehrerin Heidi Hertel und die städtische Jugend- und Integrationsbeauftragte Inge Baumgärtner.

Gabriele Hoffmann kam gleich zur Sache und unterhielt sich einfach mit den Kindern über Kinderbücher. „Was ist denn dein Lieblingsbuch? Welches Kinderbuch kennst du?“ fragte sie zu Beginn. Die Antwort, nämlich ein vielstimmiges „Pippi Langstrumpf!!!“ nutzte Hoffmann als Steilvorlage, um den Kindern die Geschichte der Geburt von Ronja Räubertochter vorzulesen. Denn diese Geschichte stammt ja ebenfalls von Astrid Lindgren.

Von der Stimmung bei Ronjas Geburt war der Weg nicht weit zur Wut des Zauberers Kotzmotz. Immer fragte Hoffmann bei den Kindern nach, um zu erfahren ob die Geschichten Furcht oder Missbehagen auslösten. Davon war den Kindern nichts anzumerken, stattdessen konnten sie ihre Kommentare zu den vorgelesenen Büchern von Robby bis Onkel Tobi nicht für sich behalten. So entstand ein reger Austausch.

Und die angehenden Erzieherinnen? Für sie hatte Hoffmann die Lebensweisheit bereit, dass man aus Geschichten alles Wichtige fürs Leben lernen kann. „Außer Fußball. Das muss man schon selber machen.“, fügte Frau Hoffmann spitzbübisch lächelnd hinzu. Sie legte den Damen nahe, den Kindern lieber nur einige wenige Bücher vorzulesen, aber die immer und immer wieder. Denn was in den ersten Lebensjahren gelernt wird, wird bis ins hohe Alter mitgetragen. Daher ist die Qualität der verwendeten Kinderliteratur so wichtig. „Sie haben den wichtigsten Beruf der Welt gewählt!“ gab die Kinderbuchexpertin den zukünftigen Erzieherinnen mit auf den Weg.

Doch da waren die Kinder der „Phantasiereise“-Gruppe schon weg. Und den wichtigsten Schatz, die tollen Geschichten, hatten sie ja mitgenommen. Bei der nächsten Gruppenstunde wird es vieles mit den Betreuerinnen zu besprechen geben.

Diese Gruppe ist ein Projekt der Jugend- und Integrationsbeauftragten, das mit Mitteln der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg gefördert wird. Kinder sollen durch Geschichten angeregt werden, selber Geschichten zu erzählen und zu erfinden. Die Freude am Umgang mit der deutschen Sprache wird damit gefördert. In der Sinsheimer Gruppe „reisen“ Kinder mit und ohne Migrationshintergrund gemeinsam ein Jahr lang in der Phantasie über alle Kontinente der Erde, hören und erzählen Geschichten aus vielen verschiedenen Ländern. Den Abschluss soll im Sommer eine selbst gestaltete Theateraufführung bilden. Eine zweite „Reiserunde“ soll dann im Herbst starten. -o-