Kunstpädagogischer Ausflug der Kinderpflegerinnen

Influencerin Lieselotte von der Pfalz

Wieder war das Kurpfälzisches Museum in Heidelberg das Ziel. Nach der ersten Stunde Führung im modernen Teil bekamen wir noch eine Sonderführung im Palais Morass – mit „Liselotte, der wohl ersten Influencerin“ ihrer Zeit, wie Eva Wick unsere Kunstpädagogin sie augenzwinkernd bezeichnete. Elisabeth Charlotte (1652–1722) war die Tochter von Kurfürst Karl I. Ludwig aus dem Hause Pfalz-Simmernund verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Schloss Heidelberg.

Wir erfuhren, dass sie auch Liselotte von der Pfalz genanntund im Jahre 1671 mit Philipp von Orléans, dem Bruder vonLudwig XIV. von Frankreich, verheiratet wurde. Eigentlichsollte diese Verbindung die Kurpfalz vor den Franzosen schützen aber die Ehe verlief wenig glücklich, denn Philipp interessierte sich mehr für Männer als für seine Frau. Zum Glück war sie eine begeisterte Briefeschreiberin: In über 5.000 noch erhaltenen Briefen schilderte sie ihrer Familie sehreindrücklich das Hofleben in Versailles, sie plauderte unverblümt aus dem Nähkästchen und hinterließ der Nachwelt unschätzbare kulturgeschichtliche Zeugnisse vom Hofe des Sonnenkönigs. So bekamen wir auch mit, dass sie die französische Küche ablehnte und Sauerkraut und Kohl bevorzuge, ebenso lieber Warmbier mit Muskatnuss trank, anstelle des Cafés oder der heißen Chocolat. Sie lehnte die Hofkleidung ab und zog es vor, in Jagd- und Reiterkleidung unterwegs zu sein. Auch auf dem Gemälde zeigte sie sich so, wie sie tatsächlich war: Mit Doppelkinn und kräftigen Gesichtszügen – sehr authentisch. An sich erfuhren wir einiges über das Leben in der damaligen Zeit. Die Adligen und Reichen versuchten, so blass wie möglich auszusehen und ja nicht wie das arbeitende Bauernvolk gebräunt, sie liebten Kunstblumen, denn diese waren nicht so vergänglich und verwelkten, wie die Echten. Sie puderten sich lieber, als sich zu waschen, da sie eine unsagbare Angst vor Wasser und damit mit möglichen Seuchen hatten. Ihre Lüster ließen sie von Murano in Venezien nach Heidelberg bringen – dass diese die lange Reise in den Kutschen heil überstehen konnten wurden sie speziell verpackt und zwar in flüssiger Butter, die dann fest wurde und so das Kristallglas sicher umschloss – daher auch der Ausdruck: „Es ist alles in Butter!“ Auf weiteren Bildern sahen wir, dass die Kinder – egal ob Mädchen oder Junge – in Kleider gepackt wurden – Hosen gab es ja zu der Zeit noch nicht. Die Farbe rosa bekamen die Buben, das leitete sich schließlich von der Herrscherfarbe rot ab. Das Porzellan war mit echtem Gold bemalt und sündhaft teuer und trotzdem bekamen die Herrschaften so ihr Essen ans Bett serviert. Wir konnten dank unserer Kunstpädagogin Eva Wick in eine ganz andere Zeit eintauschen, es war unglaublich spannend uns lehrreich. Wir haben an diesem Tag in Heidelberg im Museum sehr spannende Stunden verbringen können.

Karin Wörsinger und die 2BFHK2